PROJEKT

StreitRaum

Ein Bündnisprojekt zwischen Kompetenzzentrum und EOTO in Kooperation mit ELES

Förderung: Stiftung EVZ

Warum kommen wir zusammen?

Antisemitismus und Rassismus nehmen zu. Die Stimmung wird für alle rauer, für von Antisemitismus wie auch für von Rassismen Betroffene: Die alltäglichen Mikroaggressionen werden überlagert durch offenkundigen Hass und die Bereitschaft zu offenen, verbalen und gar tätlichen, Übergriffen. Die Rezeption von und der Umgang mit postkolonialen und postnationalsozialistischen Narrativen knüpfen an komplexe historische Ereignisse, die mit ähnlichen und gleichzeitig unterschiedlichen Be-Deutungen und Erfahrungsperspektiven versehen sind. Viele der Diskussionen um die Verbindung zwischen Antisemitismus und Anti-Schwarzem Rassismus sind durch reflexartige und polarisierende Argumentationsmuster gekennzeichnet. Die Spannungen wirken nicht nur diskursiv, sondern sie spalten und erschweren die Beziehungen zwischen Einzelnen, Gruppen und Communities. Die antisemitisch aufgeladenen Ausschreitungen vor den Synagogen und die polarisierenden Stimmen im medialen Raum verdeutlichen, wie verkürzt die Rezeption von Antisemitismus ist, und wie schnell sich der Diskurs um Antisemitismus am „Israel-Palästina-Konflikt“ entzündet und verstrickt. Gleichwohl bedient sich die öffentliche Diskussion um Antisemitismus rassistischen Zuordnungen.

Was wollen wir?

Das Projekt will den Diskurs um Antisemitismus und Anti-Schwarzen-Rassismus voranbringen. Die Kompetenz, die daraus erwachsen kann, stärkt die Aktiven aus den Communities darin, Einordnungen selbstständig vorzunehmen und diese in ihre Gemeinden, aber auch in die Gesamtgesellschaft hineinzutragen. Darüber hinaus wirkt das Bündnis nicht nur in die einzelnen Communities, sondern durch öffentliche Veranstaltungsformate nach außen in die Politik, Bildung und Gesellschaft.

Das Ziel des Bündnisses ist es, einen Kommunikationsprozess zwischen den Communities zu organisieren und auf dieser Basis eine tragfähige Sprech- und Diskurskultur zu entwickeln.

Das Leitziel des Bündnisses ist die Entwicklung und der Ausbau einer neuen Bündnisfähigkeit, die als Erkenntnis und Modell für andere Gruppen bzw. zu anderen Themen sinnvoll und nützlich sein kann. 

Die Suche nach Allianzen und Koalitionen fruchtet oftmals nicht, da sie überwiegend von Einzelnen getragen und eher selten institutionell bzw. durch breite Bündnisse unterstützt wird. Die damit einhergehende Empörung und Verdachtspraxis untermalen die schon lang vorhandenen Widerstände, konstruktiv Antisemitismus- und Rassismuskritik zusammenzudenken, wie es in der Forschung bzw. aktivistischen Praxis nun doch vereinzelt der Fall ist. 

Wie machen wir das?

Das Bündnis will zum Ent-Schweigen und Be-Sprechen anregen. Dieses Format wird sowohl öffentlich als auch „geschützt“ vollzogen. Hierfür kreieren wir StreitRaum für eine offene und produktive Kommunikation zwischen Einzelnen und Gruppen, die selbst von Rassismus und Antisemitismus betroffen sind. Das Bündnis setzt ganz bewusst auf die Beteiligung bzw. Bündelung dieser Akteur*innen. Im Zentrum steht der Polylog, welcher die strittigen, aufgeladenen Positionen nicht angleicht, sondern diese in Beziehung setzt und ihre Unterschiede würdigt. Hierzu soll der Stellenwert von Antisemitismus in Postkolonialen Ansätzen neu verortet, diskutiert und ausgehandelt werden. Zum anderen soll darauf Bezug genommen werden, welches Verständnis Postkolonialer Narrativen und Praktiken für Antisemitismuskritik wichtig und unabdingbar sind. Es wird eine neue Auseinandersetzung angeregt, die es braucht, um Unterschiede und Gleichzeitigkeiten beider Gewaltverhältnisse vor dem Hintergrund des deutschen Kontextes zu erkennen, zu durchdringen und zu versprachlichen.