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Blockseminar „Strategien gegen Rassismus und Antisemitismus in Schule und Unterricht“
2. Juni 2023 @ 9:30 – 17:00
Blockseminar „Strategien gegen Rassismus und Antisemitismus in Schule und Unterricht. Seminar zur Lehramtsausbildung in Kooperation mit der Universität Potsdam“
Daten:
Modul I: 02.06.2023, 09:30 – 17:00 Uhr
Modul II: 14.06.2023, 09:30 – 17:00 Uhr
Modul III: 22.06.2023, 09:30 – 17.00 Uhr
Ort: Präsenzveranstaltung in den Räumen des Kompetenzzentrums in Berlin
Anmeldung: Anmeldung abgeschlossen. Eine Anmeldung ist leider nicht mehr möglich.
In der Schule ist Antisemitismus meistens nur dann Thema, wenn es um den Nationalsozialismus geht. Aus den Erfahrungen von Betroffenen und einschlägigen Studien wissen wir aber, dass Antisemitismus Teil des Schulalltags ist. Im bereits dritten Jahr des Pilotprojekts für die Lehramtsausbildung befähigen wir Lehramtsstudierende der Uni Potsdam für den Umgang mit Antisemitismus in Schule und Unterricht in insgesamt drei Modulen.
Modul I: Aktuelle Studien und Orientierung im Feld
Antisemitismus in der Gegenwartsgesellschaft äußert sich in vielfältigen Formen, von stereotypisierenden Darstellungen von Jüdinnen_Juden bis zu verbaler und physischer Gewalt. Dominant sind in der gegenwärtigen Antisemitismusforschung jedoch nach wie vor Ansätze aus der Vorurteilsforschung, die Antisemitismus als ein individuelles Einstellungsmuster konzeptualisieren. Allzu häufig fehlen in der Forschung auch die Erfahrungen und Einschätzungen von Jüdinnen_Juden, aber auch Deutungen und Umgangsweisen von Lehrkräften wurden bislang wenig erforscht. Erst in den letzten Jahren fanden diese Perspektiven vermehrt Eingang in die Antisemitismusforschung. Die jüngst veröffentlichte Studie zum Thema „Antisemitismus im Kontext Schule – Deutungen und Umgangsweisen von Lehrer*innen an Berliner Schulen“ vom Kompetenzzentrum (Chernivsky/ Lorenz 2020) befasst sich mit der Frage, wie Antisemitismus an Schulen in Erscheinung tritt und durch Lehrer*innen sowie Schulleitungen wahrgenommen, eingeordnet und bearbeitet wird. Eine weitere Studie (Chernivsky / Lorenz / Schweitzer 2020; vgl. Bernstein 2018 u. 2020) befasst sich mit Perspektiven auf Antisemitismus von Jüdinnen_Juden im jungen Erwachsenenalter sowie in den Familien. Das erste Modul gibt einen Überblick über die gegenwärtige Forschungslandschaft und thematisiert Leerstellen in der Erfassung jüdischer Perspektiven auf Antisemitismus anhand der Auseinandersetzung mit aktuellen Studien aus der Antisemitismusforschung.
Modul II: Pädagogisches Handeln im Umgang mit Antisemitismus
Antisemitismus tritt als gewaltförmige Struktur in der gesamten Gesellschaft in Erscheinung und manifestiert sich als solche tagtäglich in unterschiedlichen Erscheinungsformen. In der Schule, so zeigen es aktuelle Studien (vgl. Chernivsky/ Lorenz/ Schweitzer 2020; vgl. Bernstein 2018 u. 2020) offenbart sich Antisemitismus als systemische Herausforderung und bleibt dennoch oftmals unbearbeitet. Ein professioneller Umgang im pädagogischen Feld muss daher mehr umfassen als eine schüler*innenzentrierte Problematisierung. Leitend für das pädagogische Handeln im Umgang mit Antisemitismus sollte vielmehr ein selbstreflexiver Zugang sein, der stets die Perspektive Betroffener miteinbezieht. Ein solches Verständnis von Antisemitismus umfasst eine Reflexion der eigenen Involviertheit ebenso, wie die der gesellschaftsstrukturierenden Funktionsweise des Antisemitismus.
Das eintägige Modul bietet den Seminar-Teilnehmer*innen die Möglichkeit, dominanzgesellschaftliche Perspektiven auf Antisemitismus zu dekonstruieren, um andere Handlungsmöglichkeiten im pädagogischen Raum vorzustellen.
Modul III: Intervention und Schulentwicklung
Der Umgang mit systemischem Antisemitismus an der Schule muss aufgrund seiner partikularen Funktionen und Wirkungen für und in einer postnationalsozialistischen und post-Shoah-Gesellschaft phänomenspezifisch reflektiert und eingeübt werden. Gesellschaftliche Traditionslinien wie etwa die Dethematisierung und Distanzierung von Antisemitismus als Herausforderung der Gegenwart entfalten sich auch in der Schule und stehen wirksamen Interventionen von Lehrkräften häufig im Wege. Als sozialer Raum ist Schule aber auch in andere Differenz- und Dominanzverhältnisse eingebettet. Neben antisemitischen gehören auch Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung auch dort zum Alltag. Hier besteht u.a. ein Widerspruch zu zahlreichen menschen- und kinderrechtlichen Verpflichtungen, die auch Teil vieler Schulgesetze sind und nicht zuletzt zu den pädagogischen und moralischen Ansprüchen, denen sich Lehrkräfte und Schulleitungen verschrieben haben. Antisemitismus- Rassismus- und Diskriminierungskritik müssen sich in Schulentwicklungsprozessen abbilden, um strukturelle Ungleichheit abzubauen und die demokratische Teilhabe aller innerhalb des Systems Schule Beteiligten, allen voran Schüler*innen, zu ermöglichen.
Die Seminarreihe wird als Kooperation zwischen dem Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment und der Universität Potsdam umgesetzt.
Referent*innen: Helena Liederwald und Alexander Vasmer (Kompetenzzentrum)