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Vortrag von und Diskussion mit Marina Chernivsky und Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai »Identitätsstiftender Antisemitismus – Alltagserfahrungen jüdischer Schüler*innen in der Schule«

15. Juli @ 18:00 20:00

Vortrag von und Diskussion mit Marina Chernivsky und Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai »Identitätsstiftender Antisemitismus – Alltagserfahrungen jüdischer Schüler*innen in der Schule« im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Soziale Arbeit in rechtsautoritären Zeiten – Veranstaltung #4« 

Datum: 15.07.2025, 18:00 – 20:00 Uhr 

Ort: Fachhochschule Potsdam

Anmeldung: ist möglich über sturafb1@fh-potsdam.de

Die Veranstaltung richtet sich an Fachkräfte und Studierende der Sozialen Arbeit, Kindheitspädagogik, schulbezogenen Jugend(sozial)arbeit sowie an Interessierte aus Jugend- und Bildungsarbeit. Sie bietet Raum für fachliche Inputs, Diskussion und kollegialen Austausch über die Frage, wie eine antisemitismuskritische Praxis im Bildungskontext gestärkt werden kann – gerade in Zeiten zunehmender rechter Einflussnahme und autoritärer Verschiebungen. Antisemitismus im Schulalltag ist mehr als ein Randphänomen. Er beginnt nicht erst bei offener Gewalt, sondern manifestiert sich oft subtil – in Sprache, Bildern, stillschweigender Zustimmung oder in der Nicht-Reaktion. Jüdische Schüler*innen erfahren Antisemitismus in Form von abwertenden Kommentaren bis hin zu Ausgrenzung, oder auch von mangelnder Unterstützung durch Schule und Lehrkräfte. Die Forschung zeigt eindrücklich, wie Antisemitismus Identität, Zugehörigkeit und Bildungschancen beeinflusst. 
Die asymmetrischen Machtverhältnisse zwischen Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern sowie fehlende Handlungssicherheit im Kollegium begünstigen eine Normalisierung solcher Vorfälle. Studien des Forschungsbereichs am Kompetenzzentrums für antisemitismuskritische Bildung und Forschung zeigen: Antisemitismus wird von vielen Lehrkräften primär als historisches Thema verstanden – und dadurch entpolitisiert, externalisiert oder verharmlost. 
Der aktuelle Forschungsstand zu Antisemitismus im schulischen Kontext macht deutlich: Antisemitische Denk- und Deutungsmuster sind tief in den institutionellen Alltag eingeschrieben. Die Erfahrungen jüdischer Kinder und Jugendlicher sind dabei zentral. Sie berichten von wiederholten antisemitischen Vorfällen – von abwertenden Kommentaren bis hin zu Ausgrenzung – sowie von mangelnder Unterstützung durch Schule und Lehrkräfte. Diese Perspektiven zeigen eindrücklich, wie Antisemitismus Identität, Zugehörigkeit und Bildungschancen beeinflusst. 
In dieser Veranstaltung wird ein Fokus auf das Verständnis von Antisemitismus als identitätsstiftende Struktur gelegt. Dieser Begriff beschreibt Antisemitismus nicht allein als individuelles Vorurteil, sondern als gesellschaftlich tief verankertes Deutungsangebot: Durch die Abgrenzung von „den Jüdinnen und Juden“ konstituieren sich kollektive Identitäten, die das »Wir« der Mehrheitsgesellschaft stabilisieren.
Antisemitismus im Kontext Schule wird in der Veranstaltung aus drei Perspektiven betrachtet: der Forschungsperspektive, der Perspektive jüdischer Schüler*innen sowie der antisemitismuskritischen Praxis. Antisemitismuskritische Bildungsarbeit geht dabei über reine Wissensvermittlung hinaus – sie fragt nach Haltung, Selbstreflexion und Handlungskompetenz. Ziel ist es, antisemitische Dynamiken nicht nur zu erkennen, sondern ihnen aktiv und solidarisch entgegenzutreten – auf individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene.
Es soll diskutiert werden, welche Rolle Soziale Arbeit – zum Beispiel in Form von Schulsozialarbeit – hierbei spielen kann und was es braucht für eine antisemitismuskritische (Schul-) Sozialarbeit.

Dies ist eine Veranstaltung der Fachhochschule Potsdam, der SJ Falken Brandenburg und Stura Fb1.

Referent*innen: Prof. Dr. Friederike Lorenz- Sinai (Fachhochschule Potsdam und Co-Leitung des Forschungsbereichs des Kompetenzzentrums) und Marina Chernivsky (Kompetenzzentrum)